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IW-Studie: Wie wirkt sich der Wasserstoffboom auf das Revier aus?

Für das Jahr 2030 rechnet das IW mit einem Wasserstoffbedarf in Deutschland von 95 bis 130 Terrawattstunden sowie bis zu 8.700 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Ruhrgebiet.

Bild: RVR


Das IW hat für den Regionalverband Ruhr (RVR) in einer jüngst veröffentlichten Studie errechnet, wie sich der aktuelle Wasserstofftrend auf die Wertschöpfung und Beschäftigung im Ruhrgebiet auswirkt. Grundlage der Berechnungen sind verschiedene Szenarien zur zukünftigen Wasserstoffnachfrage sowie die spezifische Wirtschaftsstruktur der Region.

Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte vor allem nach 2030

Für das Jahr 2030 rechnet das IW mit einem Wasserstoffbedarf in Deutschland von 95 bis 130 Terrawattstunden (TWh), einer Wertschöpfung von 570 bis 780 Millionen Euro sowie bis zu 8.700 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Ruhrgebiet. Nach 2030 gewinnt der Markthochlauf des grünen Energieträgers deutlich an Tempo. Bei einem nationalen Wasserstoffbedarf von 502 TWh erwartet das IW zum Zeitpunkt des Erreichens der Klimaneutralität 2045 bzw. 2050 eine jährliche Wertschöpfung von 3,6 Milliarden Euro sowie mindestens 25.100 neue direkte und indirekte Arbeitsplätze in der Metropole Ruhr. Dabei entstehen 50,2 Prozent der neuen Beschäftigung in der Industrie und 18,4 Prozent in den Bereichen Wasserstofftransport und -speicherung. 14,7 Prozent respektive 13,3 Prozent entfallen auf die Erzeugung von erneuerbarem Strom bzw. Wasserstoff.

Beschäftigungspotenziale durch neue Produktionskapazitäten

Die geschätzten zusätzlichen Beschäftigtenzahlen in der Wasserstoffwirtschaft stellen Untergrenzen dar. Weil Effekte möglicher industrieller Neuansiedlungen und potenzieller Neugründungen unabsehbar sind, wurden sie nicht in die Berechnungen einbezogen. Gleichzeitig bieten laut Studie neue produktionsorientierte Unternehmen und Start-ups erhebliche Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenziale. Um diese zu heben, empfiehlt das IW unter anderem, Flächen für Wasserstoffunternehmen proaktiv zu entwickeln, beim Wasserstoffhochlauf aufgebautes industrielles Know-how auch extern zu vermarkten und wasserstoffaffine Start-ups gezielt zu fördern.

Bestehende Industriearbeitsplätze sichern

Die Studie hebt zugleich hervor, dass die klimaneutrale Transformation durch Wasserstoff nicht nur neue Arbeitsplätze schafft, sondern darüber hinaus bestehende Beschäftigung gerade in der Industrie sichert. „Wenn die ökologische Transformation gelingt, besteht die Chance, die Verlagerung von Produktion in Länder ohne CO2-Emissionshandel zu verhindern“, sagt Ko-Studienautorin Dr. Vanessa Hünnemeyer. Allein am Duisburger Standort von thyssenkrupp Steel Europe sind aktuell rund 14.000 Menschen beschäftigt.

„Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bietet enorme Chancen, dass die Transformation der Metropole Ruhr zur klimaneutralen Region gelingen wird,“ betont RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel. „Wir haben uns auf den Weg gemacht, erste nationale Modellregion für Wasserstoff zu werden. Dieses ambitionierte Ziel bedarf eines starken Bündnisses aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Gesellschaft. Schon heute arbeiten wir dazu eng mit führenden Wirtschaftsunternehmen des Ruhrgebiets in der Initiative Hydrogen Metropole Ruhr zusammen.“


Über die Studie

Bei der Studie des IW handelt es sich um einen Exkurs zum zweiten nationalen Wasserstoffranking vom 13. November 2023, das neun deutsche Wasserstoffhotspots untersucht und vergleicht. Weil laut Ranking das Ruhrgebiet die besten Standortbedingungen für den Wasserstoffhochlauf bietet, analysiert der heute veröffentlichte Studienexkurs die Auswirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region. Die Berechnungen des IW berücksichtigen zahlreiche Prognosen zum jährlichen Wasserstoffbedarf in Deutschland sowie die spezifische wasserstoffbezogene Wertschöpfungskette und Wirtschaftsstruktur im Ruhrgebiet. Unter Bezug auf die aktuelle Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung geht das IW bei der Berechnung der Wertschöpfungsund Beschäftigungseffekte im Jahr 2030 von einem deutschlandweiten Wasserstoffbedarf von 95 bis 130 TWh aus. Für die Abschätzung der Effekte beim Erreichen der Klimaneutralität 2045/2050 ziehen die Studienautor*innen den Median zahlreicher Szenarien zum zukünftigen deutschen Wasserstoffbedarf heran (502 TWh/a).