„Es war keine Überzeugungsleistung erforderlich!“

Erstmals war das Institut Bauingenieurwesen der Hochschule Ruhr West Mitaussteller auf der diesjährigen EXPO REAL in München.

Wir sprachen mit dem Initiator, Prof. Dr. Meckmann, über die Idee dahinter und die Herausforderung solch ein Unterfangen zu finanzieren.

Paul-Richard Gromnitza: Herr Prof. Meckmann, was macht das Institut Bauingenieurwesen der HRW auf der EXPO REAL?

Prof. Dr. Felix Meckmann: Die Idee stand schon vor einigen Jahren fest, denn 2020 hatten wir das Budget fix, aber die Expo wurde damals coronbedingt abgesagt. Damals wollten wir uns das erste Mal als Hochschule mit der Stadt Mülheim an der Ruhr als Mitaussteller auf der Expo präsentieren. Die Idee ist, dass die Studierenden erleben, wie wichtig eine Messe ist, welche Bedeutung sie hat und welche Unternehmen dort vertreten sind. Und das andere ist, dass die Kombination aus Institut, Lehrenden, Studierenden und der Stadt Mülheim, den Standort als Wissensstandort stärker herausstellen sollte. Da ist es förderlich, dass die HRW mit ihren rund 850 Studierenden in den drei Studiengängen des Instituts Bauingenieurwesen hier auf der Messe präsent ist. Dieses Jahr war das erste Mal, dass Studierende nicht nur die Messe im Rahmen einer Exkursion besuchten und Kontakte mit Unternehmen knüpften, sondern auch das Standpersonal stellten. Das Spannende war, dass wir hier mehrere Mitausteller am Stand hatten, neben der Stadt Mülheim an der Ruhr waren auch Dudoq als Projektentwickler, die WDL und das Geohaus vertreten. Die Studierende mussten bei Anfragen den richtigen Kontakt zu den Mitaustellern herstellen, ein toller Service, denn so konnten die Mitaussteller auch selbst die Messe besuchen und mussten nicht dauerhaft am Stand bleiben, mögliche Kontakte gingen nicht verloren. Insgesamt bot die Messe vielfältige Möglichkeiten zur Kompetenzentwicklung und stellte einen Baustein hin zur Berufsfähigkeit der Studierenden dar. Aus meinen zahlreichen Kontakten zur Industrie weiß ich, dass viele Partner der Meinung sind, dass es zu einer professionellen Hochschulaußendarstellung dazugehört, sich mit Wirtschaftspartnern auszutauschen und auf Messen präsent zu sein. Für andere Hochschulen, die schon länger am Markt sind, ist es relativ normal auf Messen zu gehen. Für die HRW ist dies noch ungewöhnlich, es braucht daher noch hochschulintern Akzeptanz und auch eine langfristige finanzielle Unterstützung.

Ich muss dazu noch sagen, dass man natürlich nur einem kleinen Teil der Studierenden einen Messebesuch ermöglichen kann. Wir hatten nur sechs Studierende und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin mitgenommen, die sich beworben haben und die ausgewählt worden sind. Wichtig ist, dass die Studierenden, die in München waren, ihre Messe-Erfahrungen in ihre Hochschulkurse einbringen, so z.B. auch für die rund 70 Mitstudierenden aus meinem Modul Projektentwicklung. Dies haben wir durch entsprechende Aufgabenstellungen an die sechs Studierenden und einem Präsentationstermin sichergestellt.  

Paul Gromnitza: Wie haben Sie Ihren Dekan bzw. das Präsidium überzeugt, dass Sie nach München müssen? 

Prof. Dr. Felix Meckmann: Es war keine Überzeugungsleistung erforderlich! Neben meiner Hochschultätigkeit bin ich nebenbei in meinem Immobilienberatungsunternehmen tätig und kann beurteilen, wie wichtig der Messebesuch für die Entwicklung der Studierende, für die Entwicklung der Hochschule und des Standortes Mülheim ist. Die eigentliche Herausforderung bestand darin, die Mittel für den Aufenthalt auf der Expo Real sicherzustellen. Es war eine Mischfinanzierung, die sich zusammensetzte, aus einem zwingenden Eigenanteil, Projektmitteln des HRW Fördervereins in Höhe von 2.500 Euro sowie Geldern aus dem Bereich Qualitätsverbesserungsmittel des Fachbereichs.  Ich habe aus dem Budget meines Lehr- und Forschungsgebiets zum Schluss noch fehlende Restmittel ergänzt. Man sieht an den verschiedenen Töpfen, wie herausfordernd die Teilnahme als Mitaussteller, unter Beteiligung von sechs Studierenden und einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin bei einem Budget von 8.000 Euro waren. 

Paul Gromnitza: Stichwort Budget. Der ein oder andere könnte meinen, die Expo Real ist zu teuer und würde nicht viel bringen, wie sehen Sie das? 

Prof. Dr. Felix Meckmann: Ich habe dazu eine ganz klare Meinung. Es gibt ja genug positive Beispiele vom Niederrhein oder aus dem Ruhrgebiet, also andere Kommunen, die sich dazu entschieden haben, auf der Messe hier in München jährlich präsent zu sein. Wir mögen Rahmenbedingungen in der Kommune haben, die vielleicht nicht ideal erscheinen. Aber wie ich es sehe, will man den Wirtschaftsstandort ein Stück weit, anderes aufstellen. Unser Ziel muss das „Tue Gutes und sprich darüber“ sein, wir müssen also zeigen, was in Mülheim an der Ruhr gerade geplant oder bereits realisiert wird. Auch wenn die Vorzeichen auf eine mögliche Rezession stehen, muss man den Immobilienmarkt richtig verstehen. Trotz Inflation, Baukostensteigerungen, ESG-Anforderungen und Energiekrise steht auch weiterhin ausreichend Kapital am Markt für Immobilieninvestitionen zur Verfügung. Der Druck bei den Investoren z.B. Versicherungen, Fonds u.a. ist sehr groß, da diese weiterhin verpflichtend im Rahmen ihres Risikomanagements einen Teil ihres Kapitals in Immobilienprojekte investierenden müssen. Dies erfolgt jetzt halt unter anderen Rahmenbedingungen, wie Monate zuvor, auf diese Veränderungen müssen sich alle Akteure noch einstellen. Wir haben in Mülheim die Flächen, wir haben das Potenzial an Menschen und Unternehmen, wir haben aber auch das Potential an Wissen, z. B. die Max-Planck-Institute und uns als HRW. Es mag ja sein, dass in den ersten Jahren nicht viel passieren wird, aber wir müssen das langfristig tun, unbeeindruckt von Hochs und Tiefs der Immobilienbranche. Mir wäre wichtig, dass man einen längeren Atem hat. Lassen Sie uns das jetzt fünf Jahre lang gut machen und dann schauen wir, von wo wir gestartet sind und was rausgekommen ist. Wenn man das macht, denke ich, wäre das für die nachhaltige Entwicklung von Mülheim an der Ruhr ein wichtiger Baustein. 

Paul Gromnitza: Herr Prof. Meckmann, vielen Dank für das Gespräch!