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Drei Fragen an Citymanagerin Gesa Delija

Über Förderprogramme, die Mülheimer Innenstadt und die vielfältigen Aufgaben eines Citymanagements.

Paul-Richard Gromnitza: Das Citymanagement hat seit dem 1. Juli mit der Schloßstraße 28-30 mitten in der Mülheimer City eine neue Adresse. 18 Monate lang hatten Sie als Citymanagerin kein eigenes Ladenlokal in der Innenstadt. Wieso war es so schwierig nach dem Kohlenkamp eine geeignete Adresse zu finden?  

Gesa Delija: Aktuell ist es einfach so, dass nicht viele Ladenlokale am Markt sind, die auch in der Vornutzung Büros waren und problemlos auch als Büro in die Folgenutzung gehen können. Die meisten sind naturgemäß handelsvorgenutzt. Denn noch sind die Innenstädte handelsgeprägt, auch wenn sich das aktuell verschiebt. Entsprechend langwierig gestaltete sich die Suche. Außerdem brauchten wir nicht nur irgendeinen Bürostandort, sondern einen, der auch für Publikumsverkehr geeignet ist. Da gilt es natürlich noch einiges mehr zu beachten, wie z. B. dass der Eintritt absolut barrierefrei gestaltet sein musste. Gleichzeitig sollte das Büro groß genug für drei Arbeitsplätze sein aber auch klein genug, um auch nur von mir allein bewirtschaftet zu werden. Ab Herbst ziehen nämlich zwei weitere Personen mit ein, die dann Eigentümer*innen in Sachen Hof- und Fassadenprogramm und Bürger*innen in Sachen Mitwirkung beraten und begleiten.

Paul-Richard Gromnitza: Viele Innenstädte im Ruhrgebiet beklagen einen zunehmenden Attraktivitätsverlust. Wie sieht es in Mülheim aus? Und wie stoppen Sie diesen Trend?

Gesa Delija: Attraktivitätsverlust ist kein Trend, sondern eher eine traurige Folge des zunehmenden Bedeutungsverlustes und Wandels des stationären Einzelhandels. Aufzuhalten ist der nicht. Unsere Aufgabe als Citymanager*innen und Stadtplaner*innen ist es also vielmehr, Innenstadträume fit für vielfältige Nutzungen zu machen - also unabhängiger vom Handel und somit resilienter gegen weitere Verwerfungen zu gestalten. Das heißt aber natürlich nicht, dass wir in Zukunft keinen Einzelhandel mehr in unseren Innenstädten finden werden, sondern durchaus und bestenfalls in guter Gesellschaft vielfältiger anderer Angebote, zum Beispiel aus den Bereichen Genuss, Erlebnis und nicht-konsumorientierten Qualitäten.

Paul-Richard Gromnitza: Bis Ende 2023 läuft noch das Programm „EG-Neu“ als eine Art Fortsetzung der Pop-Up-Shop-Initiative aus dem Jahr 2019. Auf welche Geschäftsideen dürfen sich die Mülheimer*innen noch freuen?

Gesa Delija: Für einige Bewerber*innen haben wir tatsächlich noch nicht das passende Ladenlokal gefunden. So kann zum Bespiel ein Gastronomie-Start-Up nicht in einem ehemals als Geschäft oder Büro genutzten Laden untergebracht werden. Gastronomie benötigt einfach eine bestimmte Ladeninfrastruktur, und zum Glück gibt es aktuell keinen Gastroleerstand im Fördergebiet. Auch aus den Bereichen Kunst/Kultur gibt es noch Anwärterinnen und Anwärter. Andere haben Bewerbungen aufgrund des Ukraine-Krieges zurückgezogen, da gerade die Zukunft noch unkalkulierbarer geworden ist. Wieder andere haben sich vielleicht gar nicht erst beworben. Tatsächlich besteht aber auch weiterhin die Möglichkeit, dies zu tun. Deswegen kann ich eigentlich auf die Frage gar nicht so richtig antworten, ohne in Orakelei zu verfallen. Wir unterstützen weiterhin gerne gewerbliche Gründer*innen bis zu sechs Monate und Bewerber*innen aus den Bereichen Soziales, Kultur, Sport, etc… auch bis zum Ende des Förderzeitraums, also bis Dezember 2023.